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# Einleitung, Forschungsfrage und Motivation
## Abstract und Keywords
Gegenstand dieser Forschungsarbeit sind die Beziehungen innerhalb der ersten und zweiten Generation der Roten Armee Fraktion (RAF). Dafür wurden mittels eines two-mode-Netzwerkes 139 Knoten erfasst, darunter 109 Mitglieder und Unterstützer:innen, sowie Aktionen der RAF. Die Beziehungsdimensionen beschreiben dabei unterschiedliche Arten der Beziehungen zueinander; darunter Wohngemeinschaften, gemeinsame Haft oder Liebschaften. Darüber hinaus wurden Verbindungen zu organisierten Anschlägen der Gruppe gezogen und analysiert, inwiefern sich die jeweiligen Mitglieder an ihnen beteiligten. Im Verlauf der Analyse lag der Fokus explizit auf Unterschieden zwischen der ersten und zweiten Generation. Dabei stellte sich heraus, dass in der ersten Generation hierarchische Strukturen ersichtlicher waren als in der zweiten. Zentral war dabei die Führungsriege um Baader und Meinhof. Des Weiteren wurde die Annahme bestätigt, dass weniger bekannte Mitglieder durchaus auch Schlüsselrollen inne hatten.
Keywords: **RAF, Netzwerkanalyse, Terrornetzwerk, Terrorismus, Deutscher Herbst, Baader, Meinhof**
## Einleitung
Die Taten der Roten Armee Fraktion und insbesondere der Deutsche Herbst prägen bis heute die Geschichte des Nachkriegsdeutschland. Obwohl die Gründung mittlerweile 50 Jahre zurückliegt, sind weite Teile der Organisation immer noch nicht vollständig erforscht. Ziel dieses Projektes ist es daher, die bisher wenig ergründeten Vernetzungen der Akteur:innen der RAF transparenter und anschaulicher zu gestalten. Deshalb soll sich diese Arbeit der Analyse und Untersuchung des Netzwerkes der Gruppierung widmen. Dabei wird auf die erste und zweite der insgesamt drei Generationen eingegangen. Zudem soll im Verlauf festgestellt werden, inwiefern sich die Netzwerke der ersten und zweiten Generation unterscheiden und inwieweit ein terroristisches Muster innerhalb der Netzwerkstrukturen erkennbar ist. Mit einer Netzwerkanalyse erhoffen wir uns zudem, die Dynamiken, Zusammensetzungen und Beziehungen der Mitglieder nachvollziehen zu können. Insbesondere der journalistische Hintergrund des Gründungsmitglieds Ulrike Meinhof und diverser anderer Akteur:innen sowie der Umstand, dass sich insbesondere junge Studierende der Gruppierung angeschlossen haben, stieß innerhalb der Forschungsgruppe auf ein erhöhtes Interesse. Auch der Bezug zum heute vermehrten Vorkommen von neuen Terrornetzwerken war für uns ein Grund, die RAF und den Verlauf des Deutschen Herbstes zu betrachten.
## Forschungsstand
Die RAF ist und war Gegenstand zahlloser Werke in Literatur, Film und Malerei. Dabei unterscheidet sich der Kontext häufig maßgeblich: Die Betrachtungen reichen von ideologischen Analysen über Chroniken bis hin zu Biografien einzelner Mitglieder. Zudem gibt es viele Stücke, die sich weniger mit dem Gesamtkonstrukt als vielmehr mit einzelnen Teilbereichen – beispielsweise einer der Generationen – beschäftigen. Klar zu unterscheiden und im Rahmen dieser Arbeit auszuklammern sind Werke aus dem Unterhaltungssektor. Sie basieren zwar meist auf wahren Begebenheiten, dennoch werden ebenso Mythen thematisiert und dargestellt. Manchmal werden der Dramaturgie wegen rein fiktive Handlungen beschrieben. Während diese Werke als Quelle für die Netzwerkforschung pauschal ausgeschlossen werden, gilt es, bei der großen Menge zunächst nützlich erscheinenden Materials zu differenzieren (dazu mehr im folgenden Kapitel).
Obwohl die RAF aus unterschiedlichen Perspektiven und mit verschiedenen Zielsetzungen und Fokuspunkten untersucht wurde, sind im Bereich der Netzwerkforschung bisher wenige Erkenntnisse beziehungsweise generell wenige Forschungsarbeiten vorhanden. Eine Soziale Netzwerkanalyse in unserem Sinne gibt es bisher nicht. Lediglich eine „Analysis of topologies and key players in terrorist networks“ von Fatih Ozgul, welche 2016 erschien, geht in eine ähnliche Richtung; jedoch ist die RAF hier nicht zentral im Fokus. Eine Dissertation von Sylvia Naylor aus dem Jahr 2009 mit dem Titel „Die Rote Armee Fraktion (RAF) als kulturelles Phänomen“ beschäftigt sich mit den „Repräsentationen in literarischen Texten und anderen kulturellen Produkten“ – für uns ebenfalls interessant, jedoch nicht vergleichbar mit dem eigenen Vorhaben und Forschungsinteresse.
Als Ansatzpunkte für diese Forschung können nicht nur Überlegungen zu (Nicht-)Hierarchien und Strukturen innerhalb der RAF dienen, sondern auch Arbeiten, die sich mit dem Aufbau von Terrororganisationen allgemein beschäftigen. Die Aufzählung aller zumindest in Teilen interessanten Literatur würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Jedoch sollen im Folgenden die relevantesten Anknüpfungspunkte kurz aufgegriffen werden. Zunächst wird hierbei auf die Strukturen terroristischer Netzwerke generell eingegangen.
## Terroristische Strukturen im Allgemeinen
In der Literatur befassen sich einige Werke mit den Netzwerken geheimer Organisationen oder terroristischer Vereinigungen. So hat Sparrow 1991 bereits typische Merkmale krimineller Netzwerke definiert. Ihm zufolge sind solche geheimen Netzwerke tendenziell größer als offene Netzwerke. Jedoch ist deren Analyse ebenfalls oft unvollständig, da in der Datenerhebung nicht alle Verbindungen erfasst werden können. Die Grenzen können laut Sparrow zudem verschwimmen, wenn Individuen Mitglied mehrerer Gruppen waren und die Netzwerke einem stetigen Wandel unterliegen.
Auch Koschade hat 2006 die Netzwerkstrukturen innerhalb einer geheimen Organisation, der balinesischen Terrorzelle Jemaah Islamiyah, analysiert und gefolgert, dass die Dichte innerhalb eines Netzwerkes ein Indiz für dessen Geheimheits-Grad sein kann. Da bei vielen engen Verbindungen die Gefahr besteht, dass viele Mitglieder gleichzeitig enttarnt werden, geht er davon aus, dass Netzwerke mit geringer Dichte sehr geheim sind. Verlassen zentrale Akteur:innen das Netzwerk, muss dieses laut Koschade nicht unbedingt zerbrechen. Dies hängt von der tatsächlichen Zentralität des/ der Akteur:in ab und ob diese:r ersetzt werden kann.
Generell kann der Wechsel der Nodes in einem Netzwerk nämlich destabilisierend wirken, wie Borgatti anführt (vgl. Borgatti, 2002).
Hinsichtlich der Strukturen und Hierarchien in terroristischen Netzwerken haben Carley et al. 2003 festgestellt, dass diese weniger hierarchisch als andere Organisationsnetzwerke und eher zellulärer und verteilter strukturiert sind.
Krebs hat sich 2002 in “Mapping of Terrorist Cells” konkret mit den Netzwerken der Terroristen vom 11. September beschäftigt und darin vorwiegend starke Beziehungen erkannt - anders als bei typischen Netzwerken, die Granovetter zufolge von der Stärke schwacher Beziehungen leben (vgl. Granovetter, 1973). Das liegt daran, dass Terrorgruppen verhindern wollen, durch unzuverlässige “weak links” geheime Informationen nach außen durchsickern zu lassen (vgl. Krebs, 2002). Besonders herausfordernd ist daher der Spagat zwischen notwendiger Kommunikation zur Vorbereitung von Aktionen einerseits und dem Versuch, die Zahl der Kontakte zu begrenzen, um kein Aufsehen zu erregen andererseits (vgl. Baker & Faulkner, 1993).
Die Bindungen innerhalb des Netzwerkes sind dafür besonders stark und basieren oft darauf, dass sich Akteur:innen bereits zuvor kannten. Sei es durch gemeinsame Schul- oder Terrorausbildung oder verwandtschaftliche Beziehungen. Die so geschaffene Vertrauensbasis erachtet Krebs als essenziell für eine effiziente Funktionsweise von Netzwerken (vgl. Krebs, 2002).
Rodriguez weicht von dieser Sichtweise leicht ab. Er schreibt, dass schwache Beziehungen eine wichtige Rolle für Netzwerke spielen. Breite Verbindungen können helfen, da viele Unterstützer:innen vorhanden sind. Generell sieht Rodriguez indirekte Verbindungen, genauso wie die Broker:innen, als zentral an, die als Mittlerinnen zwischen anderen fungieren (vgl. Rodriguez, 2005).
Um diese Erkenntnisse nun in Relation zur RAF zu setzen, ist auch die Betrachtung des Forschungsstandes hinsichtlich der terroristischen Gruppierung essenziell.
## Terroristische Strukturen innerhalb der RAF
Als eines der bekanntesten und umfangreichsten Werke, dessen Erstauflage bereits 1985 – also vor der Auflösung der RAF – erschien, ist Stefan Austs „Der Baader-Meinhof-Komplex“ für Grundgedanken und einen Überblick unabdingbar. Der Autor beschreibt darin insbesondere die erste Generation beziehungsweise deren Entstehungsprozess. Im Fokus stehen die Jahre 1970 bis 1977. Obwohl es auch bei ihm schon um die bis heute polarisierenden Figuren Baader, Meinhof und Ensslin geht, thematisiert er ebenso das „Konzept Stadtguerilla“, dem sich die Gruppe selbst zuordnete. Auch der Stammheimer Prozess ab 1975 und damit der Übergang zur zweiten Generation nimmt im Buch eine große Rolle ein. Die Struktur- beziehungsweise Wandlungsfrage zwingt sich uns als Netzwerkbetrachter:innen hier auf.
Konkreter und besonders interessant wird es, wenn man zusätzlich Renate Mayntz’ (2004) Aufsatz „[z]u den Organisationsformen des Terrorismus“ liest. Sie spricht bei „alle[n] verdeckt operierenden Terrororganisationen [von] eine[r] Kombination von hierarchischen und Netzwerkmerkmalen“ (S. 251). Aber: Es gebe immer auch „Merkmale […], die weder ins hierarchische Muster passen, noch allgemein netzwerktypisch sind. Dabei handele es sich um einen besonderen Steuerungsmodus und einen besonderen Modus loser Koppelung, die beide auf einer starken ideologischen Identifikation der Mitglieder mit der Organisation und ihren Zielen beruhen“ (ebd.). Dies macht die Netzwerkanalyse der RAF zu einem relevanten, möglicherweise auch überraschenden Projekt. Mayntz geht insofern auf die RAF ein, dass sie als Kennzeichen „oft räumlich konzentrierte[…] und relativ kleine[…] Gruppen beziehungsweise interpersonelle Netzwerke“ (ebd., S. 252) nennt. Betrachtet man die RAF im Hinblick auf diese Konzepte aus der Selbst- und Fremdwahrnehmung, entstehen für das Ergebnis einer Sozialen Netzwerkanalyse ganz unterschiedliche Szenarien.
Da der betrachtete Zeitraum sich über insgesamt fast 15 Jahre erstreckt, muss von erheblichen Veränderungen in der Struktur und den möglicherweise vorhandenen Hierarchien ausgegangen werden. Mit dem Konzept der Unterteilung in drei Generationen lassen sich sowohl nach außen als auch innen Trennstriche ziehen. Dadurch können Veränderungen deutlich sichtbarer gemacht werden und es darf auf mögliche Rückschlüsse gehofft werden. Stefan Schweizer (2017) begründet dieses Konzept mit den erheblichen Unterschieden in Zielsetzung und Vorgehensweise. Wo genau eine Generation jedoch in die nächste überging, ist nicht immer klar. Während der ersten Generation die Jahre 1970 bis etwa 1975 zugeordnet werden, ist das Ende der zweiten Generation umstrittener. „1985 erfolgte sozusagen das erste Attentat der dritten RAF-Generation“ (ebd., S. 80), schreibt beispielsweise Schweizer. Andere nennen 1982 als Beginn dieser Generation. Fest steht hingegen ihr Ende, denn 1998 löste sich die RAF auf.
„Um die dritte Generation der Rote-Armee-Fraktion ranken sich viele Mythen und gefährliches Halbwissen“ (ebd., S. 73), erklärt Schweizer. Dass „bis heute weitgehend im Dunkeln [bleibt], wer genau zur Kommandoebene der RAF der dritten Generation gehört hat“ (ebd., S. 76) ist für unsere Arbeit besonders problematisch, zumal die Quellenlage zu einer Untergrundorganisation generell schwierig ist. Um Unsauberkeit und verzerrte Vergleiche zu vermeiden, haben wir uns deshalb entschieden, uns im Rahmen der Sozialen Netzwerkanalyse auf die beiden ersten, besser belegbaren Generationen zu konzentrieren. Die Aktivität der zweiten Generation nehmen wir an Schweizer anknüpfend bis 1984 auf.
## Arbeitshypothesen
Anhand der genannten Konzepte soll die vorliegende Arbeit folgende Frage in aller Tiefe beantworten: Inwiefern unterscheiden sich die Netzwerke der ersten und zweiten Generation der RAF? Dass sich daraus zahlreiche Unterpunkte und Fragen ergeben, ist selbsterklärend. Diese zeichnen sich in den folgenden Arbeitshypothesen ab:
(1) *Die Mitglieder der ersten Generation haben die Entstehung der zweiten Generation - möglicherweise sogar aus den Justizvollzugsanstalten heraus - beeinflusst.*
(2) *Die erste Generation hatte entgegen ihres selbst ausgerufenen „Stadtguerilla“-Charakters stärkere Hierarchien als die zweite Generation, beziehungsweise fungierten die polarisierenden Akteur:innen Baader, Meinhof und Ensslin als Führungspersonen.*
Mayntz bestärkt diese Hypothese für Terrororganisationen allgemein: „Hier beruht die Handlungskoordination […] auf der — aus einem hohen (und wahrscheinlich emotional aufgeladenen) ideologischen Konsens resultierenden — bereitwilligen Akzeptanz der von anerkannten, aber über keine formale Autorität verfügenden Führungspersonen ausgehenden Signale.“ (2004, S. 258)
(3) *Persönliche Beziehungen wie zum Beispiel gemeinsame Wohnungen, Liebesbeziehungen oder gemeinsame Aktionen (Anschläge, Ausbildungslager) spielten innerhalb der RAF eine große Rolle.*
Auch hierfür würde Mayntz’ Aufsatz sprechen: „Gewissermaßen als Nervenstränge sind dabei in die nur locker gekoppelte Struktur persönliche Beziehungsnetze eingelagert, die […] auf Verwandtschaft, gemeinsamer ethnischer Zugehörigkeit und gemeinsamen Erfahrungen (zum Beispiel in Trainingscamps) aufbauen und zur reibungslosen Übermittlung von handlungsleitenden Impulsen beitragen.“ (2004, S. 258)
(4) *Neben den festen Mitgliedern spielten auch Unterstützer:innen eine maßgebliche Rolle bei der Umsetzung der Anschläge und Versorgung der Genoss:innen.*
(5) *Die erste Generation war - bedingt durch den Entstehungsprozess und die anfänglich niedrige Mitgliederzahl - besser vernetzt als die zweite Generation.*
(6) *In der RAF nahmen die Frauen eine besondere, von den Männern abweichende, Rolle ein.*
Diese Arbeitshypothese soll (trotz großen Potentials) nur in angemessenem Rahmen beantwortet werden. Gerade hier können wir auch auf neue Erkenntnisse hoffen, denn Sylvia Naylor erkannte in der o.g. Dissertation eine Wissenslücke: „Zu den vernachlässigten Aspekten bei der Bearbeitung der RAF gehört meines Erachtens die Beschäftigung mit den weiblichen Terroristen“ (2009, S. 7), schrieb sie und beschäftigte sich daraufhin selbst mit den RAF-Frauen, jedoch thematisch nicht mit uns übereinstimmend.
(7) *Neben den bekannten Mitgliedern der RAF gab es auch unbekannte Keyplayer:innen (Broker:innen), denen die Aufmerksamkeit der breiten Öffentlichkeit verwehrt blieb.*
(8) *Auf Basis des Deutschlandfunk-Artikels “Protestantismus und RAF” (Hollenbach, 2007): Es bestand ein Zusammenhang zwischen einem religiösen Elternhaus und der Mitgliedschaft in der RAF.*
# Datenerhebung
## Zugang
Alle verwendeten Daten entstammen öffentlichen Quellen, der Großteil ist Sekundärliteratur zur RAF. Im Folgenden eine Liste der gelesenen Bücher, die unter den am Projekt Beteiligten aufgeteilt wurden:
- Aust, Stefan (2008): „Der Baader-Meinhof-Komplex“. München: Goldmann Verlag
- Kraushaar, Wolfgang (2017): „Die blinden Flecken der RAF“. Stuttgart: Klett Cotta
- Peters, Butz (2001): „Tödlicher Irrtum. Die Geschichte der RAF“. Frankfurt a.M.: Fischer-Verlag
- Pflieger, Klaus (2006): „Die Rote Armee Fraktion – RAF“. Baden-Baden: Nomos-Verlag
- Schweizer, Stefan (2017): „RAF 1.0 - 3.0“. Waiblingen: smp, SWB Media Publishing
- Terhoeven, Petra (2017): „Die Rote Armee Fraktion - Eine Geschichte Terroristischer Gewalt“. München: C.H.Beck
Um die Erkenntnisse festzuhalten und eine Ergänzung durch jedes Gruppenmitglied zu ermöglichen, wurde eine Tabelle über Google Drive erstellt. In dieser konnte jede:r parallel zur Lektüre relevante Informationen zu den im Codebuch definierten Attributen über die verschiedenen Akteur:innen und Aktionen eintragen. Dadurch wurde eine Dopplung der Notizen verhindert. Des Weiteren wurden in diesem Schritt bereits IDs vergeben.
Besonders bei einem weitverzweigten Thema wie dem vorliegenden und angesichts des Umstandes, dass die RAF eine Untergrundorganisation war, musste zusätzlich zur Literaturrecherche im Internet nach ergänzenden Informationen gesucht werden. Dabei war es wichtig, auf Qualität und Verlässlichkeit der Quelle zu achten. Ein Anhaltspunkt waren hier Fußnoten unter Wikipedia-Einträgen, auf die auf Grund der mangelnden Informationsmöglichkeiten zurückgegriffen werden musste. Ergänzend wurde sich aber mit einigen Zeitungsartikeln, Fachaufsätzen und Experteninterviews auseinandergesetzt, die wichtige Hintergrundinformationen lieferten.
Eine Herausforderung stellte der Umstand dar, dass sich die gewählte Literatur zumeist nur mit den Hauptpersonen der RAF befasste und kaum Details zu den weniger bekannten oder aktiven Mitgliedern enthielt. Daher war eine tiefergehende Recherche erforderlich, um Lücken innerhalb des Netzwerkes zu schließen.Es war dem Forschungsteam ein wichtiges Anliegen, zu jedem einzelnen Knoten die im Codebuch definierten Vertex- und Edge-Attribute zu erfassen. Im Nachhinein betrachtet stellten sich die Bücher als weniger ergiebig heraus als erhofft und waren eher dazu geeignet, diverse bis dato noch nicht in der Nodelist festgehaltene RAF-Mitglieder zu erfassen. Zudem wurden durch die literarische Recherche die Einordnung in den Kontext der deutschen Geschichte sowie Zusammenhänge innerhalb des Netzwerkes klarer.
Zuletzt wurden die gesammelten Daten in die Node- und Edgelist übertragen.
## Datenbereinigung
Aufgrund der großen Menge an gesammelten Daten gab es eine erhöhte Anfälligkeit für Fehler und Ungenauigkeiten. Um diese zu bereinigen, wurden die Edge- und Nodelist mehrfach überarbeitet und aktualisiert. Der beim Arbeiten mit Google Tabellen häufig auftretende Fehler von überflüssigen Leerzeichen im Datensatz wurde frühzeitig erkannt und entfernt und sollte nicht das Hauptproblem während der Bereinigung darstellen. Denn im weiteren Projektverlauf, bei der Erstellung erster Skripte in R , traten immer wieder Fehlermeldungen auf: So wiesen bei der Visualisierung der Netzwerke einige Knoten auf einmal keine Verbindungen mehr zu anderen auf, ungeachtet der Tatsache, dass diese in der Edgelist angegeben waren. Es stellte sich bei näherer Betrachtung heraus, dass das Edge-Attribut “relation” Werte bis 10 annehmen kann, wodurch einstellige Zahlen automatisch eine Leerstelle erhalten. Diese mussten allerdings im Skript angegeben werden, um entsprechende Beziehungsarten zu selektieren. Durch die gründliche Überarbeitung des Skripts konnten schlussendlich alle aufgekommenen Probleme beseitigt werden. Abschließend bleibt anzumerken, dass es aufgrund der Datenlage unmöglich ist, die Gesamtheit aller Knoten und Kanten vollständig zu erfassen. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass das weitläufige und undurchsichtige Netzwerk der RAF als Untergrundorganisation in den meisten Bereichen nie vollständig aufgedeckt wurde. Mittels intensiver Literaturrecherche konnten viele Akteur:innen identifiziert werden, jedoch musste ab einem gewissen Punkt ein Schlussstrich gezogen und Abstriche in puncto Vollständigkeit gemacht werden.
Der Datensatz ist online abrufbar unter:
https://github.com/ca048/RAF-Forschungsdesign/blob/master/edges.csv (Edgelist)
https://github.com/ca048/RAF-Forschungsdesign/blob/master/nodes.csv (Nodelist)
## Codebuch
Vor der „Feldphase“ wurde definiert, welche Daten benötigt werden. Dies musste jedoch im Laufe der Zeit teilweise revidiert werden. Beispielsweise die Annahme, dass die meisten RAF-Mitglieder aus einem religiös geprägten Elternhaus stammen, stellte sich als falsch beziehungsweise haltlos heraus. Geschuldet war das dem Umstand, dass zu weniger bekannten Personen kaum Informationen vorhanden waren. Eine umfassende Suche nach weiteren Pfarrerskindern erwies sich daher als unmöglich. Im Verlauf der Recherche kristallisierten sich aber auch weitere interessante Beziehungstypen heraus, weshalb nachträglich weitere Codierungen hinzugefügt wurden. Als Beispiel sind hier die Kategorien Versorgung oder Verwandtschaft für das Edge-Attribut “relation” zu nennen. Beim Blick auf andere Forschungen zu geheimen Netzwerken zeigt sich, dass die Kategorisierung in “two modes” (Akteur:innen und Aktionen) durchaus sinnvoll war. Carley et al. (2003) haben beispielsweise in ihrem Paper zu Destabilisierung geheimer Netzwerke auch in “Akteure”, “tasks” und “Ressourcen” unterteilt.
Unter https://github.com/ca048/RAF-Forschungsdesign/blob/master/Codebuch.md ist das Codebuch online einsehbar.
# Analyse und Interpretation
## Gesamtnetzwerk
Nun sollen die erstellten Netzwerke und Datensätze interpretiert werden. Das **Gesamtnetzwerk** umfasst 139 Knoten, davon 30 Ereignisse und 109 Akteur:innen. Die Aufteilung auf die beiden Generationen und Unterstützer:innen gestaltet sich folgendermaßen: 43 Menschen gehören der ersten Generation an, 35 der zweiten und 3 Mitglieder tauchen in beiden Generationen auf. Ferner wurden 27 Unterstützer:innen berücksichtigt; bei einer Person gibt es keine näheren Angaben, da es sich um eine V-Person handelt.
```{r Wichtigste Packages abrufen, include=FALSE}
#Vorab werden die wichtigsten Packages geladen
library(igraph)
library(igraphdata)
library(knitr)
library(rmarkdown)
```
```{r Gesamtnetzwerk einlesen, fig.height=10, fig.width=16, message=FALSE, warning=FALSE, include=FALSE, paged.print=FALSE}
# Zunächst soll das Gesamtnetzwerk der RAF generiert werden.
# Dazu werden zuerst Edge - und Nodelist eingelesen:
el <- read.csv("https://raw.githubusercontent.com/ca048/RAF-Forschungsdesign/master/edges.csv", header=T, as.is=T, sep = ",")
nodes <- read.csv("https://raw.githubusercontent.com/ca048/RAF-Forschungsdesign/master/nodes.csv", header=T, as.is=T, sep = ",")
#Edge- und Nodelist werden zu einer Matrix verknüpft
edgematrix <-as.matrix(el)
raf <- graph_from_data_frame(d=edgematrix, vertices=nodes, directed=FALSE)
```
```{r Gesamtnetzwerk, fig.height=10, fig.width=16, message=FALSE, warning=FALSE, paged.print=FALSE, echo=FALSE}
#raf
# Nun wird die Visualisierung der Knoten und Kanten angepasst.
#Graphisch werden Ereignisse/Aktionen anders dargestellt als Akteure. Zudem wird bei den Akteuren optisch zwischen 1. und 2. Generation unterschieden
V(raf)[V(raf)$type == 1]$shape <- "circle" # Personen werden als Kreise dargestellt
V(raf)[V(raf)$type == 2]$shape <- "square" # Aktionen werden als Quadrate dargestellt
V(raf)[V(raf)$generation == 1]$color <- "grey80" # Knoten der Mitglieder der 1. Generation werden in Farbe grey80 dargestellt
V(raf)[V(raf)$generation == 2]$color <- "grey30" # Knoten der Mitglieder der 2. Generation werden in Farbe grey30 dargestellt
V(raf)[V(raf)$generation == 3]$color <- "white" # Knoten der Mitglieder beider Generation werden weiß eingefärbt
V(raf)[V(raf)$generation == 4]$color <- "lightpink" # Knoten der Unterstützer*innen werden hellrosa eingefärbt
V(raf)[V(raf)$generation == 99]$color <- "white" # Knoten, zu denen keine Angabe bzgl. iher Generation vorliegt, werden weiß eingefärbt
V(raf)[V(raf)$generation == 3]$vertex.frame <- "black" # weiß gefärbte Knoten sollen zur besseren Sichtbarkeit einen schwarzen Rahmen erhalten
V(raf)[V(raf)$generation == 99]$vertex.frame <- "black" # weiß gefärbte Knoten sollen zur besseren Sichtbarkeit einen schwarzen Rahmen erhalten
V(raf)[V(raf)$type == 2]$color <- "cornflowerblue" # Knoten der Aktionen werden kornblumenblau gefärbt
# definiert die Farbe aller Kanten
E(raf)$color <- "grey40"
raf <- simplify(raf, remove.multiple = TRUE) # es werden keine doppelten oder mehrfachen Beziehungen angezeigt
# Visualisierung des Netzwerks
plot(raf,
layout=layout_with_kk,
asp=0, # definiert, dass der ganze Platz ausgenutzt werden soll
edge.curved=curve_multiple(raf), # verhindert, dass sich Kanten überlagern
vertex.label=NA, # entfernt die Beschriftung der Knoten für bessere Übersichtlichkeit
vertex.size=5,
main="Gesamtnetzwerk der RAF",
#sub="erste und zweite Generation, hellgrau = 1. Generation, dunkelgrau = 2. Generation, \n weiß = beide Generationen / keine Angabe, hellrosa = Unterstützer*innen, blau = Aktionen"
)
legend("bottomleft",
c("1. Generation","2. Generation", "Beide Generationen", "Unterstützer:innen", "Aktionen"),
col=c("grey80", "grey20", "white", "lightpink", "cornflowerblue"),
pch = 19,
border = "black",
pt.cex=3,
cex=1.5,
x.intersp = 1.5,
bty="o",
bg = "grey90",
box.col = "grey50",
ncol=1, )
```
**Geschlechterverteilung**
Das Gesamtnetzwerk setzt sich aus 64 Männern und 42 Frauen zusammen; ohne die Unterstützer:innen sind es 43 Männer und 36 Frauen.
```{r Geschlechterverteilung Gesamtnetzwerk, fig.height=10, fig.width=16, message=FALSE, warning=FALSE, paged.print=FALSE, echo=FALSE}
#Wir betrachten die Geschlechterverteilung des Gesamtnetzwerks:
#raf
raf_sex <- delete.vertices(raf, V(raf)[type == 2])#löscht alle Anschläge
V(raf_sex) [V(raf_sex)$sex == 1]$color <- "darkseagreen" #Knoten mit Attribut "männlich" grün einfärben
V(raf_sex)[V(raf_sex)$sex == 2]$color <- "darkorange3" #Knoten mit Attribut "weiblich" orange einfärben
plot(raf_sex,
layout=layout_with_kk,
asp=0, # definiert, dass der ganze Platz ausgenutzt werden soll
vertex.size=5,
edge.curved=curve_multiple(raf_sex), #sorgt dafür, dass sich keine Kanten überlagern
vertex.label=NA, #entfernt die Knoten-Beschriftung,
main="Geschlechterverteilung gesamt",
#sub="Grün = Männlich / Orange = Weiblich"
)
legend("bottomleft",
c("Männer","Frauen"),
col=c("darkseagreen", "darkorange3"),
pch = 19,
border = "black",
pt.cex=3,
cex=1.5,
x.intersp = 1.5,
bty="o",
bg = "grey90",
box.col = "grey50",
ncol=1, )
```
Insgesamt weisen Frauen allerdings eine niedrigere Beteiligungsrate als Männer auf: Gerade einmal 26 Frauen waren an den untersuchten Aktionen beteiligt, im Vergleich dazu waren es 40 Männer.
Die Unterstützer:innen der RAF waren vorwiegend männlich (21 Männer zu sechs weiblichen Unterstützerinnen), jedoch war der Geschlechteranteil innerhalb der RAF insgesamt ansatzweise gleich groß.
```{r Einlesen 1, fig.height=10, fig.width=16, message=FALSE, warning=FALSE, include=FALSE, paged.print=FALSE}
el <- read.csv("https://raw.githubusercontent.com/ca048/RAF-Forschungsdesign/master/edges.csv", header=T, as.is=T, sep = ",")
nodes <- read.csv("https://raw.githubusercontent.com/ca048/RAF-Forschungsdesign/master/nodes.csv", header=T, as.is=T, sep = ",")
#Edge- und Nodelist werden zu einer Matrix verknüpft
edgematrix <-as.matrix(el)
raf <- graph_from_data_frame(d=edgematrix, vertices=nodes, directed=FALSE)
```
```{r Aktionsbeteiligungsnetzwerk, echo=FALSE, fig.height=10, fig.width=16, message=FALSE, warning=FALSE, paged.print=FALSE}
participation <- subgraph.edges(raf, E(raf)[relationship == " 7"]) # erstellt ein neues Teilnetzwerk, in dem nur die Akteure angezeigt werden, die an einer Aktion beteiligt waren
participation <- simplify(participation, remove.multiple = TRUE) # entfernt alle doppelten / mehrfachen Beziehungen zwischen zwei Knoten, da es ausreicht, eine Kante zu sehen, um zu wissen, dass die Akteure eine Verbindung hatten
V(participation)[V(participation)$type == 2]$color <- "cornflowerblue" # Aktionen und Anschläge werden blau eingefärbt, um diese besser erkennen zu können)
V(participation)[V(participation)$sex == 1]$color <- "darkseagreen" #Männer grün einfärben
V(participation)[V(participation)$sex == 2]$color <- "darkorange3" #Frauen orange einfärben
#participation
# Visualisierung des Teilnetzwerkes
plot(participation,
layout=layout_with_kk,
asp=0, #definiert, dass der ganze Raum ausgenutzt werden soll
edge.curved=curve_multiple(participation), # verhindert, dass sich Kanten überlagern
vertex.size=5,
vertex.label.color = "black",
vertex.label.family = "sans", #gibt die Schriftart an
vertex.label.cex=.7, # halbiert die Größe der Labelbeschriftung
edge.color="grey40",
main="Aktionsbeteiligungs-Netzwerk")
legend("bottomleft",
c("Männer", "Frauen", "Aktionen"),
col=c("darkseagreen", "darkorange3", "cornflowerblue"),
pch = 19,
border = "black",
pt.cex=3,
cex=1.5,
x.intersp = 1.5,
bty="o",
bg = "grey90",
box.col = "grey50",
ncol=1, )
```
## Entwicklung der RAF seit der Gründung
Kriminelle oder geheime Netzwerke, zu denen man die RAF zählen kann, können gewisse typische Merkmale aufweisen, die sich auch in unseren Untersuchungen zu Teilen gezeigt haben. Tendenziell beschreibt Sparrow geheime Netzwerke in Abgrenzung von offenen Netzwerken als größer und führt an, dass diese auch bis zu tausend Knoten umfassen können (vgl. Sparrow, 1991). In unserem Netzwerk bewegen wir uns eher im Hunderterbereich. Jedoch wissen wir nicht, wie viele Personen insgesamt involviert oder unterstützend tätig waren, da wir aufgrund des hohen Maßes an Geheimhaltung nicht alle Verbindungen recherchieren konnten. Des Weiteren bemerkt Sparrow (1991), dass es innerhalb von geheimen Netzwerken oft unklare Grenzen gibt. Es scheint also Individuen zu geben, die zu mehreren verschiedenen Netzwerken / Gruppen gehören können. Dieses Merkmal trifft auch auf das Netzwerk der RAF zu, da einige Mitglieder auch anderen Vereinigungen, wie beispielsweise dem Sozialistischen Patientenkollektiv, angehörten. Von dort aus wechselten sie zur RAF. Zudem war es bei einigen Akteur:innen schwierig herauszulesen, ob diese ein tatsächliches Mitglied oder nur über andere Gruppen mit den Aktionen der RAF verbunden waren. Generell sind Netzwerke geheimer Gruppen meist dynamisch und unterliegen einem stetigen Wandel, zum Beispiel dem Wechsel von Beziehungen oder Mitgliedern im Laufe der Zeit (vgl. Sparrow, 1991).
Auch bei der RAF lässt sich dies beobachten. Während das Netzwerk 1970 noch recht überschaubar ist (wenig Knoten, offensichtlich zentralere Personen), wird es über die Jahre hinweg komplexer. Es gibt viele neue Mitglieder; andere sterben (unter anderem auch bei Anschlägen) oder treten aus. In den folgenden Visualisierungen sind neben den Mitgliedern auch Unterstützer:innen abgebildet.
```{r Einlesen 2, fig.height=10, fig.width=16, message=FALSE, warning=FALSE, include=FALSE, paged.print=FALSE}
# Zunächst werden Edge - und Nodelist eingelesen:
el <- read.csv("https://raw.githubusercontent.com/ca048/RAF-Forschungsdesign/master/edges.csv", header=T, as.is=T, sep = ",")
nodes <- read.csv("https://raw.githubusercontent.com/ca048/RAF-Forschungsdesign/master/nodes.csv", header=T, as.is=T, sep = ",")
#Edge- und Nodelist werden zu einer Matrix verknüpft
edgematrix <-as.matrix(el)
```
### Wandel im Laufe der Jahre 1970-1977
Im Jahr **1970** besteht das Netzwerk aus 22 Knoten, darunter die Gründungsmitglieder: Bereits hier zeichnet sich ab, dass Meinhof, Baader, Raspe und Ensslin zentral im Netzwerk vertreten sind und viele Verbindungen aufweisen. Schubert, Proll, Mahler, Georgens und Homann sind weniger zentralisiert, weisen aber noch einige Verbindungen auf. Brigitte Asdonk und Monika Berberich haben deutlich weniger Verbindungen zu anderen Mitgliedern. Untereinander sind diese Gründungsmitglieder mit einer maximalen Pfaddistanz von vier voneinander entfernt. Dabei stehen Baader, Meinhof und Ensslin klar in der Mitte und weisen die meisten Verbindungen auf (8). Georgens ist dort ebenfalls zu verorten und weist sieben Verbindungen zu den anderen Gründungsmitgliedern auf. Von zehn Gründungsmitgliedern sind drei männlich und sieben weiblich.
```{r 1970,fig.height=10, fig.width=16, message=FALSE, warning=FALSE, paged.print=FALSE, echo=FALSE }
raf_year <- graph_from_data_frame(d=edgematrix, vertices=nodes, directed=FALSE)
V(raf_year)$color <-"white"
#raf_year
#Wir selektieren die Akteure, die 1970 eingetreten sind:
raf_1970 <- delete_vertices(raf_year, V(raf_year) [entry !="1970"])# löscht die Akteure, die nicht 1970 eingetreten sind
#Löschen die Akteure, die vorher ausgetreten oder gestorben sind (macht im ersten Jahr keinen Sinn, deswegen nur kommentiert)
#raf_1970 <- delete_vertices(raf_1970, V(raf_1970) [yearofresignation <= "1969"])
#raf_1970 <- delete_vertices(raf_1970, V(raf_1970) [symbolicdeath <="1970"])
raf_1970 <- subgraph.edges(raf_1970, E(raf_1970)[year==1970]) #selektiert die Beziehungen von 1970
raf_1970 <- simplify(raf_1970, remove.multiple=TRUE,) #löscht doppelte Beziehungen
V(raf_1970) [V(raf_1970)$entry == 1970]$color <- "firebrick" #Mitglieder, die im angegebenen Jahr hinzukommen, werden rot eingefärbt
#raf_1970
# Nun wird das Netzwerk der Mitglieder von 1970 visualisiert
plot(raf_1970,
asp=0, #definiert, dass der ganze Raum ausgenutzt werden soll
layout=layout_with_kk,
edge.curved=curve_multiple(raf_1970), # verhindert, dass sich Kanten überlagern
vertex.size=10,
vertex.label.color = "black",
vertex.label.size = .5, # gibt die Größe der Nodes a
vertex.label.family = "sans", #gibt die Schriftart an
#vertex.label.degree = pi/3, # verschiebt die Beschriftung nach unten
#vertex.label.dist = 1.2, # verschiebt Beschriftung um 1,2 vom Zentrum
vertex.label.cex = 1, #gibt die Schriftartgröße an
main="RAF 1970",
#sub="Neue Mitglieder sind rot eingefärbt"
)
legend("bottomleft",
c("Neue Mitglieder"),
col=c("firebrick"),
pch = 19,
border = "black",
pt.cex=3,
cex=1.5,
x.intersp = 1.5,
bty="o",
bg = "grey90",
box.col = "grey50",
ncol=1, )
```
Betrachtet man zusätzlich die Clusteraufteilung, lassen sich vier Cluster ausmachen. Die Gründungsmitglieder “teilen” sich anscheinend in zwei von ihnen auf. Im einen befinden sich Berberich, Asdonk, Mahler, Georgens und Schubert. In einem weiteren Baader, Meinhof, Ensslin, Proll, Homann und Meins und Raspe mit zwei weiteren Mitgliedern (Stachiowak und Herzog).
```{r Cluster Walktrap 1970, echo=FALSE, fig.height=10, fig.width=16, message=FALSE, warning=FALSE, paged.print=FALSE}
# Berechnung der Cluster innerhalb der Komponente
# erstellt die Berechnung für die Modularität und deren Teilgruppen
cl <- cluster_walktrap(raf_1970)
#modularity(cl)
#membership(cl)
plot(cl, raf_1970,
asp=0, #definiert, dass der ganze Raum ausgenutzt werden soll
vertex.size=10,
vertex.label.color = "black",
vertex.label.size = .5, # gibt die Größe der Nodes a
vertex.label.family = "sans", #gibt die Schriftart an
main="Cluster-Walktrap Analyse von 1970")
```
Ein Jahr später, **1971**, sind bereits elf neue Akteur:innen hinzugekommen, unter ihnen Brigitte Mohnhaupt, die später noch relevant wird.
```{r 1971, fig.height=10, fig.width=16, message=FALSE, warning=FALSE, paged.print=FALSE, echo=FALSE }
#Nun kommen die von 1971 dazu:
#raf_year
raf_1971 <- delete.vertices(raf_year, V(raf_year) [entry >="1972"])#löscht alle Akteure, die nach 1971 dazugekommen sind
raf_1971 <- delete.vertices(raf_1971, V(raf_1971) [yearofresignation <= "1970"])#löscht die Ausgetretenen des Vorjahres
raf_1971 <- delete.vertices(raf_1971, V(raf_1971) [symbolicdeath <="1970"])#löscht die Gestorbenen des Vorjahres
#raf_1971 <- subgraph.edges(raf_1971, E(raf_1971)[year=1971]) #selektiert die Beziehungen des entsprechenden
raf_1971 <- simplify(raf_1971, remove.multiple=TRUE,) #löscht doppelte Beziehungen
V(raf_1971) [V(raf_1971)$entry == 1971]$color <- "firebrick" #Mitglieder, die im angegebenen Jahr hinzukommen, werden rot eingefärbt
V(raf_1971) [V(raf_1971)$entry != 1971]$color <- "white"
#raf_1971
# Nun wird das Netzwerk der Mitglieder von 1971 visualisiert
plot(raf_1971,
asp=0,
layout=layout_with_kk,
edge.curved=curve_multiple(raf_1971), # verhindert, dass sich Kanten überlagern
vertex.size=10,
vertex.label.color = "black",
vertex.label.size = .5, # gibt die Größe der Nodes a
vertex.label.family = "sans", #gibt die Schriftart an
#vertex.label.degree = pi/3, # verschiebt die Beschriftung nach unten
#vertex.label.dist = 1.2, # verschiebt Beschriftung um 1,2 vom Zentrum
vertex.label.cex = 1, #gibt die Schriftartgröße an
main="RAF 1971",
#sub ="Neue Mitglieder sind rot eingefärbt"
)
legend("bottomleft",
c("Neue Mitglieder"),
col=c("firebrick"),
pch = 19,
border = "black",
pt.cex=3,
cex=1.5,
x.intersp = 1.5,
bty="o",
bg = "grey90",
box.col = "grey50",
ncol=1, )
```
Die Cluster der Gründungsmitglieder erweitern sich. Mohnhaupt scheint ein eigenes Cluster zu bilden, das aber eng mit dem um die Gründungsmitglieder Baader, Meinhof und Ensslin in Kontakt steht. Einige der neuen Mitglieder oder Unterstützer:innen scheinen noch etwas isoliert zu sein, weshalb zusätzlich einige Kleinst- und Einzelcluster sichtbar sind.
```{r Cluster Walktrap 1971, echo=FALSE, fig.height=10, fig.width=16, message=FALSE, warning=FALSE, paged.print=FALSE}
# Berechnung der Cluster innerhalb der Komponente
# erstellt die Berechnung für die Modularität und deren Teilgruppen
c2 <- cluster_walktrap(raf_1971)
plot(c2, raf_1971,
asp=0, #definiert, dass der ganze Raum ausgenutzt werden soll
vertex.size=10,
vertex.label.color = "black",
vertex.label.size = .5, # gibt die Größe der Nodes a
vertex.label.family = "sans", #gibt die Schriftart an
main="Cluster-Walktrap Analyse von 1971")
```
Im Jahr **1972** gibt es lediglich fünf neue Akteur:innen und damit einen geringeren Zuwachs als im Vorjahr. Es ist auffällig, dass einige Personen kaum vernetzt sind und nur ein bis zwei direkte Kontakte haben. Vor allem die neu dazu gewonnenen Akteur:innen haben weniger Kontakte, beispielsweise Ingrid Siepmann, Hanna Krabbe (jeweils nur eine Verbindung) und Emiliane M. (nur zwei). Darauf basiert die Vermutung, dass es den Gründungsmitgliedern nicht um schnelle Neurekrutierungen ging, sondern stets auf Zuverlässigkeit geachtet wurde beziehungsweise, dass die Gruppe möglicherweise auch teils sehr mit sich selbst beschäftigt war (Mai-Offensive in diesem Jahr) und Neumitgliedschaften nur aus einzelnen Kontakten oder Gesprächen entstanden.
```{r 1972, fig.height=10, fig.width=16, message=FALSE, warning=FALSE, paged.print=FALSE, echo=FALSE}
#Nun kommen die von 1972 dazu:
#raf_year
raf_1972 <- delete.vertices(raf_year, V(raf_year) [entry >="1973"])
raf_1972 <- delete.vertices(raf_1972, V(raf_1972) [yearofresignation <= "1971"])#löscht die Ausgetretenen des Vorjahres
raf_1972 <- delete.vertices(raf_1972, V(raf_1972) [symbolicdeath <="1971"])#löscht die Gestorbenen des Vorjahres
#raf_1972 <- subgraph.edges(raf_1972, E(raf_1972)[year==1972]) #selektiert die Beziehungen von 1972
raf_1972 <- simplify(raf_1972, remove.multiple=TRUE,) #löscht doppelte Beziehungen
V(raf_1972) [V(raf_1972)$entry == 1972]$color <- "firebrick" #Mitglieder, die im angegebenen Jahr hinzukommen, werden rot eingefärbt
V(raf_1972) [V(raf_1972)$entry != 1972]$color <- "white"
#raf_1972
# Nun wird das Netzwerk der Mitglieder von 1972 visualisiert
plot(raf_1972,
asp=0,
layout=layout_with_kk(raf_1972),
edge.curved=curve_multiple(raf_1972), # verhindert, dass sich Kanten überlagern
vertex.size=10,
vertex.label.color = "black",
vertex.label.size = .5, # gibt die Größe der Nodes a
vertex.label.family = "sans", #gibt die Schriftart an
#vertex.label.degree = pi/3, # verschiebt die Beschriftung nach unten
#vertex.label.dist = 1.2, # verschiebt Beschriftung um 1,2 vom Zentrum
vertex.label.cex = 1, #gibt die Schriftartgröße an
main="RAF 1972",
#sub ="Neue Mitglieder sind rot eingefärbt"
)
legend("bottomleft",
c("Neue Mitglieder"),
col=c("firebrick"),
pch = 19,
border = "black",
pt.cex=3,
cex=1.5,
x.intersp = 1.5,
bty="o",
bg = "grey90",
box.col = "grey50",
ncol=1, )
```
Betrachtet man die Cluster, so entsteht der Eindruck, dass sich die größeren Cluster immer mehr zu verdichten und zu vermischen scheinen. Es gibt allerdings vier Einzelcluster: Carmen Roll, Lutz Taufer, Rolf Heissler und Katharina Hammerschmidt. Am weitesten entfernt sind Angela Luther und Ingrid Siepmann über 6 Knotenpunkte.
```{r Cluster Walktrap 1972, echo=FALSE, fig.height=10, fig.width=16, message=FALSE, warning=FALSE, paged.print=FALSE}
# Berechnung der Cluster innerhalb der Komponente
# erstellt die Berechnung für die Modularität und deren Teilgruppen
c3 <- cluster_walktrap(raf_1972)
plot(c3, raf_1972,
asp=0, #definiert, dass der ganze Raum ausgenutzt werden soll
vertex.size=10,
vertex.label.color = "black",
vertex.label.size = .5, # gibt die Größe der Nodes a
vertex.label.family = "sans", #gibt die Schriftart an
main="Cluster-Walktrap Analyse von 1972")
```
Wieder etwas mehr, sieben neue Personen gibt es im Netzwerk von **1973**. Einzelne Akteur:innen bleiben weiterhin unvernetzt. Immer noch haben im vergangenen Jahr dazugekommenen Mitglieder wie Taufer, Roll, Hammerschmidt, Pohle und Siepmann Schwierigkeiten, Anschluss zu finden. Neu dabei sind Wisniewski, Croissant, Pohl, Klein und Boock. Während Croissant, Beer und Pohl gleich integriert sind, dümpeln Klein, Boock und Wisniewski noch etwas verloren am Rand. Die weiteste Pfaddistanz zwischen Hans-Jürgen Bäcker und Ingrid Siepmann beträgt 6. Sowohl der Wert und die Pfaddistanz mit exakt diesen zwei Personen wird sich hier einpendeln. Interessant ist, dass Baader, Meinhof und Ensslin bereits im Vorjahr inhaftiert wurden und dennoch gut vernetzt sind. Es lässt sich hier vermuten, dass die teilweise schlechte Integration der Neumitglieder von 1972 damit zusammenhängt, dass die alte Führungsriege sie eben nicht persönlich kannte und in Freiheit stets zentral für das Zusammenhalten des Netzwerkes war.
```{r RAF 1973, fig.height=10, fig.width=16, message=FALSE, warning=FALSE, paged.print=FALSE, echo=FALSE}
#Nun kommen die von 1973 dazu:
#raf_year
raf_1973 <- delete_vertices(raf_year, V(raf_year) [entry >="1974"])
raf_1973 <- delete_vertices(raf_1973, V(raf_1973) [yearofresignation <= "1972"])#löscht die Ausgetretenen des Vorjahres
raf_1973 <- delete_vertices(raf_1973, V(raf_1973) [symbolicdeath <="1972"])#löscht die Gestorbenen des Vorjahres
#raf_1973 <- subgraph.edges(raf_1973, E(raf_1973)[year==1973]) #selektiert die Beziehungen von 1970
raf_1973 <- simplify(raf_1973, remove.multiple=TRUE,) #löscht doppelte Beziehungen
V(raf_1973) [V(raf_1973)$entry == 1973]$color <- "firebrick" #Mitglieder, die im angegebenen Jahr hinzukommen, werden rot eingefärbt
V(raf_1973) [V(raf_1973)$entry != 1973]$color <- "white" #Alle übrigen Mitglieder werden weiß eingefärbt
#raf_1973
# Nun wird das Netzwerk der Mitglieder von 1973 visualisiert
plot(raf_1973,
asp=0,
layout=layout_with_kk(raf_1973),
edge.curved=curve_multiple(raf_1973), # verhindert, dass sich Kanten überlagern
vertex.size=10,
vertex.label.color = "black",
vertex.label.size = .5, # gibt die Größe der Nodes a
vertex.label.family = "sans", #gibt die Schriftart an
#vertex.label.degree = pi/3, # verschiebt die Beschriftung nach unten
#vertex.label.dist = 1.2, # verschiebt Beschriftung um 1,2 vom Zentrum
vertex.label.cex = 1, #gibt die Schriftartgröße an
main="RAF 1973",
#sub ="Neue Mitglieder sind rot eingefärbt"
)
legend("bottomleft",
c("Neue Mitglieder"),
col=c("firebrick"),
pch = 19,
border = "black",
pt.cex=3,
cex=1.5,
x.intersp = 1.5,
bty="o",
bg = "grey90",
box.col = "grey50",
ncol=1, )
```
```{r Cluster Walktrap 1973, echo=FALSE, fig.height=10, fig.width=16, message=FALSE, warning=FALSE, paged.print=FALSE}
# Berechnung der Cluster innerhalb der Komponente
# erstellt die Berechnung für die Modularität und deren Teilgruppen
c4 <- cluster_walktrap(raf_1973)
plot(c4, raf_1973,
asp=0, #definiert, dass der ganze Raum ausgenutzt werden soll
vertex.size=10,
vertex.label.color = "black",
vertex.label.size = .5, # gibt die Größe der Nodes a
vertex.label.family = "sans", #gibt die Schriftart an
main="Cluster-Walktrap Analyse von 1973")
```
**1974** stoßen fünf neue Akteur:innen zur Gruppe, darunter Peter-Jürgen Boock. Bezüglich der Cluster gibt es wieder vermehrt größere Cluster. Dazu kommen wenige Kleinst- und Einzelcluster, darin weiterhin Hammerschmidt, Roll, Siepmann und Pohle. Waltraud Boock scheint vor allem durch ihren Ehemann Peter-Jürgen Boock Anschluss zu finden, obwohl dieser erst neu eingetreten war. Auch die anderen neuen Mitglieder scheinen sogleich Anschluss zu finden, so sind auch Speitel, Hausner, Helbig und Eckes gleich gut integriert. Die höchste Pfaddistanz beträgt weiterhin 6 Knoten zwischen Siepmann und Bäcker.
```{r RAF 1974, fig.height=10, fig.width=16, message=FALSE, warning=FALSE, paged.print=FALSE, echo=FALSE}
#Nun kommen die von 1974 dazu:
#raf_year
raf_1974 <- delete_vertices(raf_year, V(raf_year) [entry >="1975"])
raf_1974 <- delete_vertices(raf_1974, V(raf_1974) [yearofresignation <= "1973"])#löscht die Ausgetretenen des Vorjahres
raf_1974 <- delete_vertices(raf_1974, V(raf_1974) [symbolicdeath <="1973"])#löscht die Gestorbenen des Vorjahres
#raf_1974 <- subgraph.edges(raf_1974, E(raf_1974)[year==1974]) #selektiert die Beziehungen von 1970
raf_1974 <- simplify(raf_1974, remove.multiple=TRUE,) #löscht doppelte Beziehungen
V(raf_1974) [V(raf_1974)$entry == 1974]$color <- "firebrick" #Mitglieder, die im angegebenen Jahr hinzukommen, werden rot eingefärbt
V(raf_1974) [V(raf_1974)$entry != 1974]$color <- "white" #Alle übrigen Mitglieder werden weiß eingefärbt
#raf_1974
# Nun wird das Netzwerk der Mitglieder von 1974 visualisiert
plot(raf_1974,
asp=0,
layout=layout_with_kk(raf_1974),
edge.curved=curve_multiple(raf_1974), # verhindert, dass sich Kanten überlagern
vertex.size=10,
vertex.label.color = "black",
vertex.label.size = .5, # gibt die Größe der Nodes a
vertex.label.family = "sans", #gibt die Schriftart an
#vertex.label.degree = pi/3, # verschiebt die Beschriftung nach unten
#vertex.label.dist = 1.2, # verschiebt Beschriftung vom Zentrum
vertex.label.cex = 1, #gibt die Schriftartgröße an
main="RAF 1974",
#sub ="Neue Mitglieder sind rot eingefärbt"
)
legend("bottomleft",
c("Neue Mitglieder"),
col=c("firebrick"),
pch = 19,
border = "black",
pt.cex=3,
cex=1.5,
x.intersp = 1.5,
bty="o",
bg = "grey90",
box.col = "grey50",
ncol=1, )
```
```{r Cluster Walktrap 1974, echo=FALSE, fig.height=10, fig.width=16, message=FALSE, warning=FALSE, paged.print=FALSE}
# Berechnung der Cluster innerhalb der Komponente
# erstellt die Berechnung für die Modularität und deren Teilgruppen
c5 <- cluster_walktrap(raf_1974)
plot(c5, raf_1974,
asp=0, #definiert, dass der ganze Raum ausgenutzt werden soll
vertex.size=10,
vertex.label.color = "black",
vertex.label.size = .5, # gibt die Größe der Nodes a
vertex.label.family = "sans", #gibt die Schriftart an
main="Cluster-Walktrap Analyse von 1974")
```
Unter den neun neuen Akteur:innen im Jahr **1975** fällt Siegfried Haag besonders auf. Er nimmt sofort eine Broker-Rolle ein: Monika Haas, Verena Becker, Ulrich Wessel, Bernhard Roessner und Roland Mayer sind direkt mit ihm verbunden und ebenfalls neu – es liegt also nahe, dass er sie zum Eintritt bewegt hat und vielleicht auch ihr Mentor war. Betrachtet man den historischen Kontext macht das Sinn, denn Haag war Baaders Anwalt und konnte so Instruktionen weitergeben. Als damalige Führungsperson konnte er den Übergang zwischen der ersten und der zweiten Generation in diesem Jahr begleiten und den Kampf gegen die Haftbedingungen der Mitglieder der ersten Generation koordinieren.
```{r RAF 1975, fig.height=10, fig.width=16, message=FALSE, warning=FALSE, paged.print=FALSE, echo=FALSE}
#Nun kommen die von 1975 dazu:
#raf_year
raf_1975 <- delete_vertices(raf_year, V(raf_year) [entry >="1976"])
raf_1975 <- delete_vertices(raf_1975, V(raf_1975) [yearofresignation <= "1974"])#löscht die Ausgetretenen des Vorjahres
raf_1975 <- delete_vertices(raf_1975, V(raf_1975) [symbolicdeath <="1974"])#löscht die Gestorbenen des Vorjahres
raf_1975 <- simplify(raf_1975, remove.multiple=TRUE,) #löscht doppelte Beziehungen
V(raf_1975) [V(raf_1975)$entry == 1975]$color <- "firebrick" #Mitglieder, die im angegebenen Jahr hinzukommen, werden rot eingefärbt
V(raf_1975) [V(raf_1975)$entry != 1975]$color <- "white" #Alle übrigen Mitglieder werden weiß eingefärbt
#raf_1975
# Nun wird das Netzwerk der Mitglieder von 1975 visualisiert
plot(raf_1975,
asp=0,
layout=layout_with_kk(raf_1975),
edge.curved=curve_multiple(raf_1975), # verhindert, dass sich Kanten überlagern
vertex.size=10,
vertex.label.color = "black",
vertex.label.size = .5, # gibt die Größe der Nodes a
vertex.label.family = "sans", #gibt die Schriftart an
#vertex.label.degree = pi/3, # verschiebt die Beschriftung nach unten
#vertex.label.dist = 1.2, # verschiebt Beschriftung um 1,2 vom Zentrum
vertex.label.cex = 1, #gibt die Schriftartgröße an
main="RAF 1975",
#sub ="Neue Mitglieder sind rot eingefärbt"
)
legend("bottomleft",
c("Neue Mitglieder"),
col=c("firebrick"),
pch = 19,
border = "black",
pt.cex=3,
cex=1.5,
x.intersp = 1.5,
bty="o",
bg = "grey90",
box.col = "grey50",
ncol=1, )
```
Das Hauptcluster scheint sich weiter zu verdichten und zu einem größeren zu verschmelzen. Weiterhin isoliert sind Hammerschmidt, Roll und Siepmann. Vermutlich wollten Bäcker und Siepmann einfach nicht integriert werden oder andere Mitglieder waren ihnen gegenüber sehr skeptisch, erneut liegt mit 6 Knoten die höchste Pfaddistanz zwischen ihnen.
```{r Cluster Walktrap 1975, echo=FALSE, fig.height=10, fig.width=16, message=FALSE, warning=FALSE, paged.print=FALSE}
# Berechnung der Cluster innerhalb der Komponente
# erstellt die Berechnung für die Modularität und deren Teilgruppen
c6 <- cluster_walktrap(raf_1975)
plot(c6, raf_1975,
asp=0, #definiert, dass der ganze Raum ausgenutzt werden soll
vertex.size=10,
vertex.label.color = "black",
vertex.label.size = .5, # gibt die Größe der Nodes a
vertex.label.family = "sans", #gibt die Schriftart an
main="Cluster-Walktrap Analyse von 1975")
```
**1976** stießen lediglich fünf neue Mitglieder oder Unterstützer:innen zur Gruppe: Dümlein, Klar, Albrecht, Hofmann und Lotze.
```{r RAF 1976, fig.height=10, fig.width=16, message=FALSE, warning=FALSE, paged.print=FALSE, echo=FALSE}
#Nun kommen die von 1976 dazu:
#raf_year
raf_1976 <- delete_vertices(raf_year, V(raf_year) [entry >="1977"])
raf_1976 <- delete_vertices(raf_1976, V(raf_1976) [yearofresignation <= "1975"])#löscht die Ausgetretenen des Vorjahres
raf_1976 <- delete_vertices(raf_1976, V(raf_1976) [symbolicdeath <="1975"])#löscht die Gestorbenen des Vorjahres
#raf_1976 <- subgraph.edges(raf_1976, E(raf_1976)[year==1976]) #selektiert die Beziehungen von 1970
raf_1976 <- simplify(raf_1976, remove.multiple=TRUE,) #löscht doppelte Beziehungen
V(raf_1976) [V(raf_1976)$entry == 1976]$color <- "firebrick" #Mitglieder, die im angegebenen Jahr hinzukommen, werden rot eingefärbt
V(raf_1976) [V(raf_1976)$entry != 1976]$color <- "white" #Alle übrigen Mitglieder werden weiß eingefärbt
#raf_1976
# Nun wird das Netzwerk der Mitglieder von 1976 visualisiert
plot(raf_1976,
asp=0,
layout=layout_with_kk(raf_1976),
edge.curved=curve_multiple(raf_1976), # verhindert, dass sich Kanten überlagern
vertex.size=10,
vertex.label.color = "black",
vertex.label.size = .5, # gibt die Größe der Nodes a
vertex.label.family = "sans", #gibt die Schriftart an
#vertex.label.degree = pi/3, # verschiebt die Beschriftung nach unten
#vertex.label.dist = 1.2, # verschiebt Beschriftung um 1,2 vom Zentrum
vertex.label.cex = 1, #gibt die Schriftartgröße an
main="RAF 1976",
#sub ="Neue Mitglieder sind rot eingefärbt"
)
legend(-1.2,-1.2,
c("Neue Mitglieder"),
col=c("firebrick"),
pch = 19,
border = "black",
pt.cex=3,
cex=1.5,
x.intersp = 1.5,
bty="o",
bg = "grey90",
box.col = "grey50",
ncol=1, )
```
Die Cluster scheinen wieder definierter zu sein, weiterhin etwas außerhalb sind Roll, Siepmann und auch Lotze. Alle anderen neuen Akteur:innen sind sofort integriert. Die vorher scheinbar ständige Außenseiterin Hammerschmidt tritt im Jahr 1975 aus. Siepmann und Bäcker verzeichnen die längste Pfaddistanz mit 6. In Ansätzen lässt sich über die Cluster die Aufteilung zwischen erster und zweiter Generation beziehungsweise zwischen Inhaftierten (grün) und Nicht-Inhaftierten (orange) erkennen. Auch hier ist Haag zentral in seinem Cluster.
```{r Cluster Walktrap 1976, echo=FALSE, fig.height=10, fig.width=16, message=FALSE, warning=FALSE, paged.print=FALSE}
# Berechnung der Cluster innerhalb der Komponente
# erstellt die Berechnung für die Modularität und deren Teilgruppen
c7 <- cluster_walktrap(raf_1976)
plot(c7, raf_1976,
asp=0, #definiert, dass der ganze Raum ausgenutzt werden soll
vertex.size=10,
vertex.label.color = "black",
vertex.label.size = .5, # gibt die Größe der Nodes a
vertex.label.family = "sans", #gibt die Schriftart an
main="Cluster-Walktrap Analyse von 1976")
```
13 neue Akteur:innen konnte die RAF **Anfang 1977** verzeichnen. Unter ihnen scheint viel Kontakt zu herrschen und sie sind in die Gruppe integriert.
```{r RAF 1977, fig.height=10, fig.width=16, message=FALSE, warning=FALSE, paged.print=FALSE, echo=FALSE}
#Nun kommen die von 1977 dazu:
#raf_year
raf_1977 <- delete_vertices(raf_year, V(raf_year) [entry >="1978"])
raf_1977 <- delete_vertices(raf_1977, V(raf_1977) [yearofresignation <= "1976"])#löscht die Ausgetretenen des Vorjahres
raf_1977 <- delete_vertices(raf_1977, V(raf_1977) [symbolicdeath <="1976"])#löscht die Gestorbenen des Vorjahres
#raf_1977 <- subgraph.edges(raf_1977, E(raf_1977)[year==1977]) #selektiert die Beziehungen von 1970
raf_1977 <- simplify(raf_1977, remove.multiple=TRUE,) #löscht doppelte Beziehungen
V(raf_1977) [V(raf_1977)$entry == 1977]$color <- "firebrick" #Mitglieder, die im angegebenen Jahr hinzukommen, werden rot eingefärbt
V(raf_1977) [V(raf_1977)$entry != 1977]$color <- "white" #Alle übrigen Mitglieder werden weiß eingefärbt
#raf_1977
# Nun wird das Netzwerk der Mitglieder von 1977 visualisiert
plot(raf_1977,
asp=0,
layout=layout_with_kk(raf_1977),
edge.curved=curve_multiple(raf_1977), # verhindert, dass sich Kanten überlagern
vertex.size=10,
vertex.label.color = "black",
vertex.label.size = .5, # gibt die Größe der Nodes a
vertex.label.family = "sans", #gibt die Schriftart an
#vertex.label.degree = pi/3, # verschiebt die Beschriftung nach unten
#vertex.label.dist = 1.2, # verschiebt Beschriftung um 1,2 vom Zentrum
vertex.label.cex = 1, #gibt die Schriftartgröße an
main="RAF Anfang 1977",
#sub ="Neue Mitglieder sind rot eingefärbt"
)
legend("bottomleft",
c("Neue Mitglieder"),
col=c("firebrick"),
pch = 19,
border = "black",
pt.cex=3,
cex=1.5,
x.intersp = 1.5,
bty="o",
bg = "grey90",
box.col = "grey50",
ncol=1, )
```
Siepmann hat inzwischen Kontakt zu Kuby, ist sonst aber immer noch recht einsam, zusammen mit Pohle. Lotze, Roll und Bäcker sind gleichbleibend außerhalb des Hauptnetzwerkes. Die Clusteraufteilung ähnelt in ihren Grundzügen der des Vorjahres, das Cluster um Haag und vor allem auch Mohnhaupt erweitert und verdichtet sich. Dass die zweite Generation nun sehr aktiv ist und der Übergang abgeschlossen, zeigt sich hier recht offensichtlich. Aus diesem großen, eng vernetzten Cluster deutet sich auch der bevorstehende Deutsche Herbst an. Die höchste Pfaddistanz zwischen Bäcker und Siepmann (6 Knoten) ist unverändert.
```{r Cluster Walktrap 1977, echo=FALSE, fig.height=10, fig.width=16, message=FALSE, warning=FALSE, paged.print=FALSE}
# Berechnung der Cluster innerhalb der Komponente
# erstellt die Berechnung für die Modularität und deren Teilgruppen
c8 <- cluster_walktrap(raf_1977)
plot(c8, raf_1977,
asp=0, #definiert, dass der ganze Raum ausgenutzt werden soll
vertex.size=10,
vertex.label.color = "black",
vertex.label.size = .5, # gibt die Größe der Nodes a
vertex.label.family = "sans", #gibt die Schriftart an
main="Cluster-Walktrap Analyse von 1977")
```
**Später im Jahr 1977** zeigt sich hingegen ein großer Schwund: Drei Akteur:innen treten aus (Klein, Speitel, Dellwo), fünf sterben (Todesnacht von Stammheim, Ensslin, Baader, Meinhof, Raspe und Schubert).
```{r Nach 1977, fig.height=10, fig.width=16, message=FALSE, warning=FALSE, paged.print=FALSE, echo=FALSE}
#Was 1977 noch passiert ist:
#raf_year
raf_1977_ende <- delete_vertices(raf_year, V(raf_year) [entry >="1978"])
raf_1977_ende <- delete_vertices(raf_1977_ende, V(raf_1977_ende) [yearofresignation <= "1976"])#löscht die Ausgetretenen des Vorjahres
raf_1977_ende <- delete_vertices(raf_1977_ende, V(raf_1977_ende) [symbolicdeath <="1976"])#löscht die Gestorbenen des Vorjahres
#Die Toten und Ausgetretenen von 1977 werden eingefärbt:
V(raf_1977_ende)[V(raf_1977_ende)$yearofresignation == 1977]$color <-"lavenderblush3" #Ausgetreten
V(raf_1977_ende)[V(raf_1977_ende)$symbolicdeath == 1977]$color <- "purple4" #Gestorben
#raf_1977_ende <- subgraph.edges(raf_1977, E(raf_1977)[year==1977]) #selektiert die Beziehungen von 1970
raf_1977_ende <- simplify(raf_1977_ende, remove.multiple=TRUE,) #löscht doppelte Beziehungen
V(raf_1977_ende) [V(raf_1977_ende)$entry == 1977]$color <- "firebrick" #Mitglieder, die im angegebenen Jahr hinzukommen, werden rot eingefärbt
#V(raf_1977_ende) [V(raf_1977_ende)$entry != 1977]$color <- "white" #Alle übrigen Mitglieder werden weiß eingefärbt
#raf_1977_ende
# Nun wird das Netzwerk der Mitglieder von 1977 visualisiert
plot(raf_1977_ende,
asp=0,
layout=layout_with_kk(raf_1977_ende),
edge.curved=curve_multiple(raf_1977_ende), # verhindert, dass sich Kanten überlagern
vertex.size=10,
vertex.label.color = "black",
vertex.label.size = .5, # gibt die Größe der Nodes a
vertex.label.family = "sans", #gibt die Schriftart an
#vertex.label.degree = pi/3, # verschiebt die Beschriftung nach unten
#vertex.label.dist = 1.2, # verschiebt Beschriftung um 1,2 vom Zentrum
vertex.label.cex = 1, #gibt die Schriftartgröße an
main="RAF Ende 1977",
#sub ="Neue Mitglieder sind rot eingefärbt, Ausgetretene grau und Tote schwarz"
)
legend("bottomleft",
c("Neue Mitglieder", "Ausgetreten","Verstorben" ),
col=c("firebrick", "lavenderblush3", "purple4"),
pch = 19,
border = "black",
pt.cex=3,
cex=1.5,
x.intersp = 1.5,
bty="o",
bg = "grey90",
box.col = "grey50",
ncol=1, )
```
### Dichtewerte über die Jahre
Die Dichte innerhalb eines Netzwerkes gibt Aufschluss darüber, wie effektiv oder geheim ein Netzwerk war. Laut Koschade ist ein Netzwerk umso geheimer, je niedriger die Dichte ist (vgl. Koschade, 2006, S. 22). Dies liegt daran, dass die Gefahr einer Massen-Enttarnung der Mitglieder tendenziell höher sein kann, wenn viele enge Verbindungen bestehen (ebd.). Generell liegt die Herausforderung in der Balance zwischen dem Versuch, unauffällig zu bleiben einerseits und dem Bedarf eines gewissen Maßes an Kommunikation und Verbindung (z.B. zur Planung von Aktionen) andererseits (vgl. Baker & Faulkner, 1993).
Das Gesamtnetzwerk der RAF weist einen relativ geringen Dichtewert von 13,1% auf. Dies liegt jedoch auch daran, dass hier viele Akteur:innen betrachtet werden, die sich aufgrund des zeitlichen Abstands der ersten und der zweiten Generation niemals kannten, weshalb die Dichtewerte der einzelnen Generationen relevanter sind: Der Wert der ersten Generation beträgt hier ca. 30%, der der zweiten Generation etwa 29,8%.
Dabei begann (1970) die RAF mit einer Dichte von ca. 23,8%, was jedoch an der relativ geringen Menge an Akteur:innen liegt (22) - im gesamten Beobachtungszeitraum ist der Dichtewert in diesem Jahr nämlich am höchsten. Dies kann daran liegen, dass die Gründungsmitglieder sich untereinander gut kannten und daher noch enger vernetzt waren. Die weiteste Distanz innerhalb des Netzwerkes bestand aus gerade einmal 4 Knoten (zwischen Astrid Proll und Manfred Grashof). 1971 beträgt der Dichtewert nur noch 15,7%, jedoch kamen auch 15 neue Personen hinzu, sodass der enge Kreis um die Gründungsmitglieder von 1970 etwas vergrößert und die Beziehungen weniger dicht wurden. Ab 1972 liegt der Dichtewert relativ konstant bei circa 13% mit einer maximalen Pfaddistanz von 6, dieser Wert ändert sich kaum im beobachteten Zeitraum. Nur im Jahr 1975 sinkt die Dichte auf unter 13%, allerdings nur minimal auf 12,8%. In diesem Jahr ist die Pfaddistanz jedoch auch geringer und beträgt nur 4 Schritte zwischen Hans-Joachim Klein und Monika Haas. Bezogen auf den direkten Kontakt der Mitglieder lässt sich also kein Unterschied zwischen der ersten und der zweiten Generation erkennen. Betrachtet man die jeweilige Gesamtdichte der beiden Generationen, ist ebenfalls kein erheblicher Unterschied zu erkennen, in beiden Generationen beträgt diese circa 30%.
## Beziehungen
Die Beziehungen zwischen den einzelnen Akteur:innen wurden in verschiedene Kategorien aufgeteilt. Dabei war der häufigste Beziehungstyp „Bekanntschaft“ beziehungsweise „Kontakt“, gefolgt von “Freundschaft”.
```{r Einlesen, fig.height=10, fig.width=16, message=FALSE, warning=FALSE, include=FALSE, paged.print=FALSE}
el <- read.csv("https://raw.githubusercontent.com/ca048/RAF-Forschungsdesign/master/edges.csv", header=T, as.is=T, sep = ",")
nodes <- read.csv("https://raw.githubusercontent.com/ca048/RAF-Forschungsdesign/master/nodes.csv", header=T, as.is=T, sep = ",")
#Edge- und Nodelist werden zu einer Matrix verknüpft
edgematrix <-as.matrix(el)
```
### Freundschaft und Bekanntschaft
```{r Bekanntschaftsnetzwerk, fig.height=10, fig.width=16, message=FALSE, warning=FALSE, paged.print=FALSE, echo=FALSE}
raf <- graph_from_data_frame(d=edgematrix, vertices=nodes, directed=FALSE)
V(raf)[V(raf)$type == 1]$shape <- "circle" # Personen werden als Kreise dargestellt
V(raf)[V(raf)$type == 2]$shape <- "square" # Aktionen werden als Quadrate dargestellt
V(raf)[V(raf)$generation == 1]$color <- "grey80" # Knoten der Mitglieder der 1. Generation werden in Farbe grey80 dargestellt
V(raf)[V(raf)$generation == 2]$color <- "grey30" # Knoten der Mitglieder der 2. Generation werden in Farbe grey30 dargestellt
V(raf)[V(raf)$generation == 3]$color <- "white" # Knoten der Mitglieder beider Generation werden weiß eingefärbt
V(raf)[V(raf)$generation == 4]$color <- "lightpink" # Knoten der Unterstützer*innen werden hellrosa eingefärbt
V(raf)[V(raf)$generation == 99]$color <- "white" # Knoten, zu denen keine Angabe bzgl. iher Generation vorliegt, werden weiß eingefärbt
V(raf)[V(raf)$generation == 3]$vertex.frame <- "black" # weiß gefärbte Knoten sollen zur besseren Sichtbarkeit einen schwarzen Rahmen erhalten
V(raf)[V(raf)$generation == 99]$vertex.frame <- "black" # weiß gefärbte Knoten sollen zur besseren Sichtbarkeit einen schwarzen Rahmen erhalten
V(raf)[V(raf)$type == 2]$color <- "cornflowerblue" # Knoten der Aktionen werden kornblumenblau gefärbt
# definiert die Farbe aller Kanten
E(raf)$color <- "grey40"
#Bekanntschaftsnetzwerk:
contact <- subgraph.edges(raf, E(raf)[relationship== " 1"]) # erstellt ein neues Teilnetzwerk indem nur die Beziehungen selektiert werden, bei denen es sich um Bekanntschaften handelt
#contact
contact <- simplify(contact, remove.multiple = TRUE) # entfernt alle doppelten / mehrfachen Beziehungen zwischen zwei Knoten, da es ausreicht, eine Kante zu sehen, um zu wissen, dass die Akteure eine Verbindung hatten
#contact
# Visualisierung des Teilnetzwerks
plot(contact,
layout=layout_with_kk,
asp=0, #definiert, dass der ganze Raum ausgenutzt werden soll
edge.curved=curve_multiple(contact), # verhindert, dass sich Kanten überlagern
vertex.size=5,
vertex.label.color="black",
vertex.label.family="sans", #gibt die Schriftart an
main="Bekanntschafts-Netzwerk")
legend("topleft",
c("1. Generation","2. Generation", "Beide Generationen", "Unterstützer:innen"),
col=c("grey80", "grey20", "white", "lightpink"),
pch = 19,
border = "black",
pt.cex=3,
cex=1.5,
x.intersp = 1.5,
bty="o",
bg = "grey90",
box.col = "grey50",
ncol=1, )
```
Es überrascht kaum, dass die meisten Akteur:innen zumindest Kontakt miteinander hatten, da sie schließlich Mitglieder der gleichen Organisation waren. In der Literatur gehen die Meinungen hinsichtlich der Stärke von Beziehungen innerhalb von Terrornetzwerken auseinander. Rodriguez (2005) zufolge gibt es oft viele schwache Beziehungen, dabei bezieht er sich auf das Netzwerk der Zug-Attentate in Spanien vom 11. März 2004. 88% der Beziehungen in diesem Netzwerk sind schwache Beziehungen und prägen so maßgeblich Form und Dynamik des Netzwerkes. Rodriguez schließt daher darauf, dass Wissen und Ressourcen oft durch Mittelspersonen weitergetragen werden. Dies deckt sich mit der Existenz von Broker:innen (Analyse folgt) in unserem Netzwerk, die in der Öffentlichkeit weniger bekannt sind, aber wichtige Rollen gespielt haben (vgl. Rodriguez, 2005). Krebs hingegen erklärt, dass im Netzwerk der 9/11-Attentäter:innen kaum schwache Beziehungen bestanden haben, um zu verhindern, dass Informationen nach außen sickern (vgl. Krebs, 2002). Diese beiden Sichtweisen könnte man jedoch so verbinden, dass es innerhalb des Netzwerkes einen harten, engen Kern gab, sowie auch Unterstützer:innen, die aber durchaus mit der RAF verbunden und keine vollkommen Außenstehenden waren, weshalb die Gefahr aufzufliegen weniger groß war.
Das Freundschaftsnetzwerk innerhalb der RAF zeigt auf, dass die meisten Akteur:innen viel Kontakt untereinander hatten, wobei Einzelne nur mit wenigen Personen befreundet waren.
```{r Freundschaftsnetzwerk, fig.height=10, fig.width=16, message=FALSE, warning=FALSE, paged.print=FALSE, echo=FALSE}
friendship <- subgraph.edges(raf, E(raf)[relationship== " 2"]) # erstellt ein neues Teilnetzwerk, in dem nur Freundschaftsbeziehungen dargestellt werden
friendship <- simplify(friendship, remove.multiple = TRUE) # entfernt alle doppelten / mehrfachen Beziehungen zwischen zwei Knoten, da es ausreicht, eine Kante zu sehen, um zu wissen, dass die Akteure eine Verbindung hatten
#friendship
# Visualisierung des Teilnetzwerks
plot(friendship,
layout=layout_with_kk,
asp=0, #definiert, dass der ganze Raum ausgenutzt werden soll
edge.curved=curve_multiple(friendship), # verhindert, dass sich Kanten überlagern
vertex.size=5,
vertex.label.color = "black",
vertex.label.family = "sans", #gibt die Schriftart an
main="Freundschafts-Netzwerk")
legend("bottomleft",
c("1. Generation","2. Generation", "Beide Generationen", "Unterstützer:innen"),
col=c("grey80", "grey20", "white", "lightpink"),
pch = 19,
border = "black",
pt.cex=3,
cex=1.5,
x.intersp = 1.5,
bty="o",
bg = "grey90",
box.col = "grey50",
ncol=1, )
```
### Liebesbeziehungen
Das Beziehungsnetzwerk verdeutlicht, dass es insgesamt (mindestens) 17 Paare innerhalb der RAF gab. Dabei bestanden die meisten Liebesbeziehungen innerhalb der ersten Generation, aber auch teilweise zwischen beiden Generationen. Es gibt kaum Auffälligkeiten zwischen den Akteur:innen außer einigen Dreiecksbeziehungen, die im Laufe der Jahre entstanden sind. So war zum Beispiel Gudrun Ensslin vor der Entstehung der RAF noch mit ihrem Verlobten Bernward Vesper zusammen, von dem sie sich jedoch für Andreas Baader trennte. Hier ist anzumerken, dass Ensslin dabei auch ihren Sohn hinter sich ließ, der nach Vespers Selbstmord von Pflegeeltern großgezogen wurde.
Brigitte Mohnhaupt und Peter-Jürgen Boock hatten, bevor sie zusammen kamen, ebenfalls andere Beziehungen. Nach ihrem Beitritt zur RAF verließ auch Ulrike Meinhof ihre Zwillingstöchter.
```{r Liebesnetzwerk, fig.height=10, fig.width=16, message=FALSE, warning=FALSE, paged.print=FALSE, echo=FALSE}
#Liebesnetzwerk:
love <- subgraph.edges(raf, E(raf)[relationship== " 3"]) # erstellt ein neues Teilnetzwerk, in dem nur Liebesbeziehungen dargestellt werden
love <- simplify(love, remove.multiple=TRUE,) # entfernt alle doppelten / mehrfachen Beziehungen zwischen zwei Knoten, da es ausreicht, eine Kante zu sehen, um zu wissen, dass die Akteure eine Verbindung hatten
#love
# Visualisierung des Teilnetzwerks
plot(love,
layout=layout_with_kk,
asp=0, #definiert, dass der ganze Raum ausgenutzt werden soll
edge.curved=curve_multiple(love), # verhindert, dass sich Kanten überlagern
vertex.size=10,
vertex.label.color = "black",
vertex.label.family = "sans", #gibt die Schriftart an
main="Liebesbeziehungs-Netzwerk")
legend(-1.2, -0.8,
c("1. Generation","2. Generation", "Beide Generationen", "Unterstützer:innen"),
col=c("grey80", "grey20", "white", "lightpink"),
pch = 19,
border = "black",
pt.cex=3,
cex=1.5,
x.intersp = 1.5,
bty="o",
bg = "grey90",